Bozener Quarzporphyrkomplex

Der Bozener Quarzporphyrkomplex wird auch als Complesso Vulcanico Atesino (Südtiroler Vulkanitkomplex) bezeichnet. Der Komplex kommt nur in den westlichen Dolomiten vor und hat eine schüsselförmige Lagerung. Er erreicht eine Mächtigkeit von bis zu 2.000 m im Zentrum und nimmt eine Fläche von etwa 4.000 km2 ein. [Möbius 1997]

Der Bozener Quarzporphyrkomplex weist über die gesamte Mächtigkeit betrachtet keinen einheitlichen Aufbau – sowohl in chemisch-mineralogischer als auch in genetischer Hinsicht auf. So wurde der Komplex von Brandner und Mostler dreigegliedert: [Brander 1982]

  • Rhyolith-Gruppe (Hangendes Info)
  • Quarzlatit-Rhyodazit-Gruppe
  • Latiandesit-Dazit-Gruppe (Liegendes Info)

Die Latiandesit-Dazit-Gruppe erreicht im Norden eine Mächtigkeit von 300 m und im Süden bis zu 800 m. Es handelt sich um Vulkanite mit kristallin-porphyrischem Gefüge und dunkler, grünlichgrauer Färbung. Die Gesteine weisen einen andesitisch, dazitischen und rhyolitischen Chemismus.

Die Quarzlatit-Rhyodazit-Gruppe erreicht eine Mächtigkeit von bis zu 1.000 m. Im Unterschied zur liegenden Gruppe treten in dieser Abfolge Konglomerat- und Tuffhorizonte auf. Auch sind in den Vulkaniten stets Quarz-Einsprenglinge vorhanden.

Die Rhyolith-Gruppe besteht überwiegend aus ignimbritischen Ablagerungen mit zwischengeschalteten Tufflagen. So lässt sich die Gruppe in mehrere Förderphasen untergliedern. Im zentralen Bereich des Komplexes kann diese Gruppe eine Mächtigkeit von bis zu 1.700 m erreichen. [Geyer 1993]

Die mittlere und die obere Gruppe bestehen vor allem aus Quarzlatiten, Rhyodaziten und Rhyoliten. Die Färbung der beiden Gruppen ist heller als die der ersten – es dominieren rötliche, rotbraune bis rötlichgraue Farbtöne. Das porphyrische Gefüge ist vor allem auf Quarz- (weiß, hellgrau) und Feldspatkristalle (weiß bis rötlichbraun) zurückzuführen.

Auf Grund der relativen Ähnlichkeit der Rhyolith-Gruppe und der Quarzlatit-Rhyodazit-Gruppe wurde die Dreigliederung vereinfacht. So untergliedert Mostler 1986 den Vulkanitkomplex nur noch in zwei Gruppen, die untere Gruppe (=Latiandesit-Dazit-Gruppe) und die obere Gruppe (= Quarzlatit-Rhyodazit-Gruppe + Rhyolith-Gruppe). [Mostler 1986]

Die Argon-Altersbestimmung (Ar40/Ar39) an Biotiten aus den Ignimbriten der oberen Gruppe liefert Werte von 286 bis 296 Millionen Jahren. Diese Werte sollen den Zeitpunkt der Gesteinsbildung wiedergeben. [Heiss 1990] Die gesamte vulkanische Aktivität, die zur Bildung des Bozener Quarzporphyrkomplexes geführt hat, soll insgesamt nur rund 20 Millionen Jahre gedauert haben.

Die Ablagerung der Gesteine fand unter kontinentalen Bedingungen statt. Dies ist durch fluviatile Info Bildungen – Konglomerate – und Pflanzenwuchs zwischen den einzeln Phasen vulkanischer Aktivität belegt. Pflanzenfossilien, u.a. Nadelbäume, und auch Fossilien von Landsauriern sind in einigen Tuffhorizonten nachgewiesen. [Lammerer 1991]

Im Kartiergebiet ist die obere Gruppe des Bozener Quarzporphyrkomplexes aufgeschlossen. Der Komplex erstreckt sich vom tiefsten Punkt des Kartiergebietes (1.400 m ü.NN) bis zu einer Höhe von etwa 1730 m ü.NN. Die Grenze zwischen Bozener Quarzporphyrkomplex und Grödener Sandstein ist im Kartiergebiet nicht aufgeschlossen. Allerdings lässt sich die Grenze sowohl im Norden als auch im Süden des Kartiergebietes auf ± 10 m genau festlegen. Ein markantes Paläorelief lässt sich im Kartiergebiet somit nicht nachweisen. Die Mächtigkeit, die im Kartiergebiet aufgeschlossen ist, liegt bei rund 330 m. Das die Gesamtmächtigkeit – wie die Literaturangaben nahelegen – deutlich größer ist, zeigt sich daran, dass westlich des Kartiergebietes in tiefergelegenen Gebieten weiterhin Bozener Quarzporphyr aufgeschlossen ist.

Da die Vulkanite des Komplexes recht verwitterungsbeständig sind, weist das Gelände ein relativ flaches Relief auf. Eine Ausnahme ist der Norden des Kartiergebietes. Dort haben sich der Rio Bria und der Kanzenalbach in den Quarzporphyrkomplex reinerodiert. Auf Grund der Erosionsbeständigkeit haben sich dort kleine Schluchten gebildet an deren Rändern der Quarzporphyr steil aufragt (z.B. Aufschluss 2, Abb. 6.1). Insbesondere innerhalb dieser Schluchten lässt sich gut erkennen, dass das Gestein eine unterschiedlich stark ausgeprägte Klüftung aufweist.

Quarzporphyr im Bacheinschnitt (Aufschluss 2)
Abbildung 6.1:
Quarzporphyr im Bacheinschnitt (Aufschluss 2)

Die Färbung des Gesteins ist meist rötlichbraun. Das porphyrische Gefüge ist im Kartiergebiet dominierend vorhanden. Die Bildung von Gruss ist eine typische Verwitterungsform für den Quarzporphyr. Partiell treten im Komplex auch einzelne Bereiche auf, deren Färbung mehr ins weiß bis hellgraue geht. Dort sind Glimmer und Quarz (makrsokopisch) in größerer Menge vorhanden. (Aufschluss 1, Abb. 6.2)

Quarzporphyr, Fundort südlich der Nigerpass Hütte (Aufschluss 1)
Abbildung 6.2:
Quarzporphyr, Fundort südlich der Nigerpass Hütte (Aufschluss 1)

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